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Heft 255, Juni 2012

 


Artikel Seite
Hans Gruber: Fast ein Vierteljahrhundert 489
Eckart Kummer: Marcel Tribowski - 50 490
Aktuelle Meldungen 491
Ein gutes Pferd... Löse DB in Furth im Wald 493
Eberhard Schulze: Erstes Treffen der Baden-Württembergischen Problemschachfreunde 495
Günter Büsing: Schwalbe-Flugübungen 495
Entscheid im Informalturnier Schachmathematik und Sonstiges, 2004-2006 496
Urdrucke 497
Lösungen der Urdrucke aus Heft 252, Dezember 2011 512
Bemerkungen und Berichtigungen 531
Turnierberichte 532

 

Schwalbe-Flugübungen

von Günter Büsing, München

Vor einigen Jahren wurde auf einer antiquarischen Versteigerung die Kopie eines Manuskripts mit handschriftlichen Lebenserinnerungen von Johannes Kohtz angeboten, in denen laut Titel 50 Jahre Schacherinnerungen von Kohtz und Kockelkorn niedergelegt waren. Es gelang mir zwar nicht, die angebotene Kopie zu erwerben, aber doch, sie einzusehen, um den Text zu erfassen. Das Unterfangen erwies sich als nur teilweise durchführbar, da größere Teile der Kopie von so schlechter Qualität waren, dass sie als praktisch unlesbar zu bezeichnen sind. Der Zufall wollte es, dass ich viel später bei einer Literaturrecherche in den Schachbeständen der Bayerischen Staatsbibliothek auf einen mit der unleserlichen Kopie gleichlautenden Titel von Kohtz stieß, der in einem in München vorhandenen Bestandskatalog der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) verzeichnet war. Die Einsichtnahme des Originals in der Handschriftenabteilung der SLUB (Signatur Mscr.Dresd.App.158) führte schließlich zum Ziel: Der Text ist weitgehend entziffert und umfasst Erinnerungen, die Kohtz kurz vor seinem Tod niederschrieb. Er enthält neben problemschachlichen Ausführungen auch ausführliche biographische Angaben aus dem Zeitraum von etwa 1860 bis 1890; danach bricht er ab, da der Tod dem Autor die Feder aus der Hand nahm. Über den Text wird später noch zu berichten sein, hier soll auf einen "Begleitfund" hingewiesen werden, über den ich kürzlich auf dem Andernacher feenschach-Treffen schon kurz berichtet habe.

Die Kohtz'schen Erinnerungen enthalten Ausführungen zu knapp 100 Aufgaben, die aber nicht im Manuskript enthalten sind. Offenbar war beabsichtigt, insgesamt 256 eigene Kompositionen in den Erinnerungen zu behandeln, denn es gab laut SLUB-Katalog zwei separate Bände, in denen diese zusammengestellt waren (Signatur Mscr.Dresd.App.156). Der erste dieser Bände enthielt die Aufgaben mit den Nummern 1-150, ist aber als kriegsverschollen verzeichnet. Eine Rekonstruktion anhand des Texts der Erinnerungen wird derzeit versucht, wie weit das möglich ist, bleibt abzuwarten. Der zweite, die restlichen Aufgaben enthaltende Band ist noch vorhanden. In ihm ist auch die 1911 veröffentlichte "Schwalbe" enthalten. Die große Überraschung bei der Durchsicht war die Entdeckung von zwei Vorfassungen, die wohl nie publiziert wurden und von deren Existenz die Problemwelt bisher keine Kenntnis hatte. Die Lösung zum "Vorläufer" wird hier in der von Kohtz angegebenen Form wiedergegeben, die beiden anderen Fassungen sind im Original ohne Lösungsangabe und seien hier (fast) kommentarlos vorgestellt.

Vorläufer der "Schwalbe"

J. Kohtz & C. Kockelkorn

Urdruck (?)

wKg1, wDg2, wLd6, wSe7f6, wBd3f3, sKd8, sTa5, sLa1b7, sSh1, sBd4d7g4g6

#4 (7+9)

Vorläufer: 1.De2 Lf3,e4,a8 2.Dh2 Th5 3.Da2 Ld5,Td5,~ 4.Da5,Da8,Dg8#
1.- Lc6 (a6) 2.S:c6+ Kc8 3.S:a5 ~ 4.De8#
1.- Ld5 2.Dh2 3.Dh8 4.D:g8#
1.- Te5 2.D:e5 3.Lc7#

Die noch verbliebene NL 1.Dh2 Th5 2.Dc2 usw. lässt sich durch einen zusätzlichen wBc3 ausschalten.

2. Vorläufer der "Schwalbe"

J. Kohtz & C. Kockelkorn

Urdruck (?)

wKb8, wDb7, wLe3, wSc3d2, wBb3e2f6, sKe1, sTh4, sLg2h8, sSa8, sBb5c6e6

#4 (8+8)

2. Vorläufer: 1.Dh7? [2.Db1# und 2.D:h4#] scheitert ganz deftig an 1.- T:h7!
1.Da7? [2.Da1#] scheitert an 1.- Ta4 !
1.Dd7! [droht 2.Sf3+ nebst 3.Dd1# - aber auch 2.Se4]
1.- Ld5 2.Da7 Ta4 3.Dh7 mit der reziproken Verstellung von T und L auf e4: 3.- Te4 4.Dh1# bzw. 3.- Le4 4.Dh4#.
1.- Lh1 2.Da7 (droht 3.Da1#) 2.- Le4 3.Da1+ 3.- Lb1 4.D:b1# oder 2.- Ta4 3.Dh7, gegen dessen Drohungen 4.Db1# und 4.D:h1# nur 3.- Le4 eine durch 4.Dh4# erledigte Variante hinzufügt.

J. Kohtz & C. Kockelkorn

Festschrift des ASCM 1911

Motto: "Eine Schwalbe ..."

Dem Akad. Schachklub
München 1911 zum 25.
Stiftungsfest gewidmet

wKf8, wDb7, wLe3, wSb2d2, wBc3f6, sKe1, sTg4, sLg2, sSe8g8, sBb5c6e2

#4 (7+8)

Eine Schwalbe: 1.Da7? mit der Drohung: 2.Da1# scheitert an 1.- Ta4!.
1.Dh7? mit der Drohung 2.Db1# scheitert entsprechend an 1.- Te4!.
Mit 1.Df7! wird mittels der Drohung 2.Sd3+ Kd1 3.Db3# der sL nach d5 gelenkt, also 1.- Ld5, danach mit 2.Da7 (Drohung 3.Da1#) auch der sT kritisch über e4 hinweg gelenkt: 2.- Ta4, wonach 3.Dh7 durchschlägt: 3.- Te4 4.Dh1# oder 3.- Le4 4.Dh4#.

 


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