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Heft 249, Juni 2011

 


Artikel Seite
Nicolas Dupont: Ökonomische Doppelpronkins in Beweispartien: Neue Entwicklungen 121
Aktuelle Meldungen 123
Entscheid im Informalturnier 1986, Abteilung Retros 124
Volker Gülke: Annihilation als Motiv schwarzer Verteidigung im Selbstmatt 128
Bernd Schwarzkopf: Letzter Zug? - Polnischer Typ 131
Entscheid im 206. Thematurnier (Take&Make) 132
Stephan Eisert: Elf Stück 139
Urdrucke 141
Lösungen der Urdrucke aus Heft 246, Dezember 2010 149
Bemerkungen und Berichtigungen 166
Turnierberichte 168

 

Entscheid im 206. Thematurnier der Schwalbe

Preisbericht von Kjell Widlert, Stockholm

Teilnehmerliste: Es nahmen 12 Autoren aus 7 Ländern teil: Iwan Brjuchanow (1), Bjørn Enemark (13, 20), Hubert Gockel (3-12), Henryk Grudzinski (14), Volker Gülke (21g), Friedrich Hariuc (15), Eric Huber (16-19), Juraj Lörinc (29), Ion Murăraşu (†) (30g), Alexander Nikolitschew (2), Paul Răican (30g), Andreas Thoma (21g, 22-28).

Definition von take&make-Schach: Schlägt ein Stein Y einen Stein X, so muss Y als Bestandteil desselben Zuges vom Feld des Schlags aus noch einen nicht schlagenden Zug gemäß der Gangart von X ausführen. Gibt es einen solchen Zug nicht, so kann X nicht von Y geschlagen werden. Als Feld des Schlages gilt stets das von Y beim Schlagen betretene Zielfeld (wichtig bei e.p.-Schlägen oder Heuschrecken). Bauern dürfen nicht auf die eigene Grundreihe gelangen. Schlägt ein Bauer auf die gegnerische Grundreihe, wandelt er nur dann um, wenn er auch am Ende des Zuges noch auf der Umwandlungsreihe steht. Schachgebote bleiben orthodox, d.h. die Pflicht, nach dem virtuellen Schlag des Königs noch einen "make"-Zug auszuführen, entfällt.

Das Ergebnis des Turniers ist mit 30 Einsendungen (eine einzige davon inkorrekt: Nr. 2, mehrere NL, z.B. 1.Ta5 c4 2.Td5 c5#) zahlenmäßig ziemlich befriedigend, aber von der Qualität her unausgewogen: Bei den direkten Zweizügern ist sie hervorragend, bei den Hilfsaufgaben eher enttäuschend. Ich finde es schwer zu erklären, wieso so wenige der interessanten Möglichkeiten im Hilfsmatt erprobt wurden. Sind die Nebenlösungsrisiken zu groß, oder haben einfach nur wenige gute Hilfsmattkomponisten teilgenommen?

Um etwas Gleichgewicht zu erreichen, habe ich diesmal nicht die übliche Aufteilung (direktes Spiel/Hilfsspiel) vorgenommen, sondern habe die direkten Zweizüger (+ ein einziges direktes Patt) in einer Abteilung zusammengefasst.

Abteilung A: Direkte Matts und Patts

Es gab 12 Aufgaben, fast alle nennenswert und zwei davon großartig.
Die besten Aufgaben zeigen Mattwechsel, und dabei ist eine grundlegende Frage zu beantworten: Wann sind zwei Züge eigentlich unterschiedlich bzw. gleich? Im orthodoxen Bereich werden Züge meistens als gleich angesehen, wenn derselbe Stein auf dasselbe Feld zieht (auch wenn die Startfelder verschieden sind). Beim take&make-Schach haben wir es aber mit drei Feldern zu tun - Startfeld, Schlagfeld und Zielfeld, und wann sind Züge dann gleich? Hier sind verschiedene Interpretationen möglich, und die Autoren haben auch verschiedene Interpretationen geliefert, plausible und weniger plausible. Meistens habe ich die Interpretation des Autors gelten lassen.

1. Preis (Abt. A): Nr. 10

Hubert Gockel

wKg4, wDa5, wTd1d7, wLa3e8, wSb6, wBb2c6d5g2, sKh2, sDa2, sLa8b8, sSe7, sBb3c4g5

#2(11+8)
take&make

Drei-Phasen-Mattwechsel (Zagorujko) nach S(:)c6 und S(:)d5, wenn man die Züge ohne Schlag und mit Schlag + Make-Zug als gleich ansieht. Die Hauptsache ist der Reziprokwechsel zwischen Verführung und Lösung, aber dass der Autor auch T&M-spezifische Satzspiele eingebaut hat, erhöht den Wert der Aufgabe beträchtlich. Alles klappt wunderbar (z.B. die beiden S-Züge nach g6 und f5) und es gibt jede Menge T&M-Feinheiten zu bestaunen. Der einzige Wermutstropfen ist die bescheidene Rolle des wLa3 in der Lösung. - * 1.- S:c6-c7 a 2.Ld6# A (2.Th7+? S:e8-h5!), 1.- S:d5-d6 b 2.De5# B (2.Th7+? S:e8-h5!); 1.c7? (droht 2.Ld6# A) 1.- Sc6 a 2.Th7# C, 1.- S:d5-d6 b 2.S:a8-f3# D (2.De5+? L:g2-g3!), 1.- L:d5-d6 2.L:d6-e5#, 1.- Sg6 2.L:g6-e5#, 1.- D:a3-b4 2.D:b4-d6#, 1.- D:a3-c5 2.D:c5-d6#, 1.- D:a3-d6 2.T:d6-h6#, aber 1.- Sf5!; 1.d6! (droht 2.De5# B) 1.- S:c6-c7 a 2.S:a8-f3# D (2.De5+? L:g2-g3!), 1.- S:d5 b 2.Th7# C, 1.- Sg6 2.L:g6-e5#, 1.- Sf5 2.D:f5-h6#, 1.- D:a3-c5 2.D:c5-e5#.

2. Preis (Abt. A): Nr. 12

Hubert Gockel

wKa8, wDd5, wTb5f1, wLb7d8, wSg3h3, wBb3e3f2g4h5, sKf6, sDd1, sTg6, sLh1,  sSd2e5, sBa7c4e7f7g7

#2 (13+11)
take&make

Hier werden (bei Schwarz) wie in der vorigen Aufgabe Züge auf dasselbe Feld mit und ohne Schlag als gleich angesehen, wogegen (bei Weiß) Züge desselben Steins auf dasselbe Zielfeld, aber mit und ohne Schlag-Zwischenstopp, als unterschiedlich angesehen werden. Wenn man das akzeptiert, was mir nicht allzu schwer fällt, liegt hier sogar ein doppelter reziproker Mattwechsel zwischen Satz und Lösung vor! Der Wechselmechanismus ist einfach und schematisch, aber dass der Autor zwei solche Systeme in einer Aufgabe ohne Störungen untergebracht hat, ist beeindruckend. Dass beide Springer noch zwei fortgesetzte Verteidigungen haben, die mit T&M-Matts beantwortet werden, ist zwar außerthematisch, aber bereichert zweifellos die Aufgabe - und zeigt wie gewagt die Konstruktion ist. - * 1.- S2~ a 2.S:h1-e4# A, 1.- S2f3! b 2.Se4# B, 1.- S5~ c 2.D:h1-c6# C, 1.- S5f3! d 2.Dc6# D; 1.f3! (droht 2.D:e5-c6#) 1.- S2~ a 2.Se4# B, 1.- S2:f3-f4! b 2.S:h1-e4# A, 1.- S2e4! 2.f:e4-g5#, 1.- S2:f1-f2! 2.S:f2-e4#, 1.- S5~ c 2.Dc6# D, 1.- S5:f3-f4! d 2.D:h1-c6# C, 1.- S5c6! 2.L:c6-d4#, 1.- S5:g4-g5! 2.S:g5-h7#, 1.- D:f3-f4 2.e:f4-g5#, 1.- D:b3-b4 2.T:b4-d6#.

3. Preis (Abt. A): Nr. 5

Hubert Gockel

wKg8, wDa4, wTf1, wLa8c5, sKe5, sTe2, sLd1g7, sSb1h8, sBe6

#2 (5+7)
take&make

Hier wird angenommen, dass Züge desselben Steins auf dasselbe Zielfeld, aber mit verschiedenen Startfeldern und Schlag-Zwischenstopps gleich sind - was sehr plausibel erscheint, aber eigentlich im Widerspruch zur vorherigen Aufgabe steht. Mit dieser Annahme haben wir hier einen weiteren reziproken Mattwechsel, und zwar einen sehr eleganten - was den Preis begründet. Der Mechanismus beruht nur darauf, ob die wD-Linie nach d1 durch den sT verstellt ist oder nicht. Die drei spezifischen Nebenvarianten bereichern die Aufgabe ohne viel Extra-Aufwand. - * 1.- Td2 a 2.D:d1-h5# A, 1.- Tc2 b 2.D:c2-h2# B, 1.Dd7! (droht 2.Dc7#) 1.- Td2 a 2.D:d2-h2# B, 1.- Tc2 b 2.D:d1-h5# A (2.Dc7+? T:c5-d6!), 1.- Tf2 2.L:f2-h2#, 1.- Lf8 2.L:f8-g7#, 1.- Sf7 2.D:f7-g5#.

1. ehr. Erw. (Abt. A): Nr. 7

Hubert Gockel

wKh2, wDb5, wTd2h5, wLe6e7, wSe5, sKg7, sSc1, sBb3d5e4f5h3h4

#2 (7+8)
take&make

Hier werden Züge desselben Steins auf dasselbe Zielfeld bei verschiedenen Startfeldern, mit und ohne Schlag-Zwischenstopp, als gleich angesehen. (Hoffentlich ist das nicht vom selben Autor wie der 2. Preis!). Dann haben wir einen Le Grand, was ja auch eine Art Reziprokwechsel ist. Wie es sich gehört, ist die Lösung besser als die Verführung. Ganz besonders gefällt mir das Nebenspiel um die Deckung von g6: Nach 1.- Sd3 (das die Drohung T&M-mäßig pariert) kann Se5 abziehen und doch Siers-ähnlich g6 neu decken. Der Clou ist aber 1.- e3, wonach Se5 das Feld g6 blocken kann, weil der sK keinen legalen Make-Zug von g6 aus mehr hat. - 1.Td1? (droht 2.Tg1# A) 1.- Se2 a 2.D:e2-g1# B, aber 1.- Sd3! (2.Tg1+? S:e5-g6,g4!); (1.Df1? Sd3!/e3!), 1.D:d5-d4! (droht 2.Dg1# B) 1.- Se2 a 2.T:e2-g1# A, 1.- Sd3 2.S:d3-f4#, 1.- e3 2.Sg6#.

2. ehr. Erw. (Abt. A): Nr. 8

Hubert Gockel

wKf8, wTa6c5, wLa5g4, wSh7, wBd5e2e4f5, sKd7, sLe8h1, sSf6g1, sBf7

#2 (10+6)
take&make

Reziproker Mattwechsel nach einem ähnlichen Rezept wie im ersten Preis, aber viel einfacher. Ein netter Gag ist, dass der Schlüssel für die Drohung das Fluchtfeld d6 deckt - indem er das Fluchtfeld gibt! Dass die Matts Umnow-Matts sind, wie der Autor angibt, finde ich dagegen nichts Besonderes - obwohl es natürlich sehr T&M-spezifisch ist, dass sofort 1.S:f6#?? nicht geht. - 1.e5? (droht 2.Ta7#) 1.- Se4 a 2.f6# A (2.Ta7+? S:c5-c7!), 1.- S:d5-d6 b 2.Sf6# B, 1.- L:d5-d6 2.e:d6-b8S#, aber 1.- S:e2-e4! (2.Ta7+? S:c5-c7!); 1.d6! (droht 2.Ta7#) 1.- S:e4-e5 a 2.Sf6# B, 1.- Sd5 b 2.f6# A, 1.- K:d6-d7 2.T:f6-d5#.

3. ehr. Erw. (Abt. A): Nr. 6

Hubert Gockel

wKa1, wDe1, wTa2f4, wLd5, wBb2e2, sKc2, sDb3, sBa3a4c3c5f5

#2 (7+7)
take&make

Hier werden Züge mit demselben Zwischenstopp (c4), aber verschiedenen Zielfeldern, als gleich angesehen. Das ergibt noch einen Reziprokwechsel nach weißem Grimshaw. Der Trick ist, dass der Zug Kb3 auf b3 oder b4 endet, je nachdem, ob auf b3 ein wB steht oder nicht. Etwas schade ist, dass der wL nicht auf e6 stehen kann: 1.Tc4 f4 2.Lf5 wäre spezifisch ... aber wäre kein Matt! - 1.Lc4? (Zugzwang) 1.- Db~ a 2.b4# A, 1.- D:c4-~ b 2.b3# B, aber 1.- D:c4-b3!; 1.Tc4! (Zugzwang) 1.- Db~ a 2.b3# B, 1.- D:c4-~ b 2.b4# A, 1.- f4 2.Le4#.

1. Lob (Abt. A): Nr. 9

Hubert Gockel

wKa6, wDa5, wLc3e6, wSh7, wBf4g4g7h2, sKh4, sTd1f7, sSe1g6, sBd3d5e7h3

#2 (9+9)
take&make

Hier habe ich Schwierigkeiten. Die Annahme ist, dass es reicht, wenn derselbe Stein auf demselben Feld landet - dann sind die Züge gleich. Das führt hier zu dem Ergebnis, dass Ld4-f2 und Le6:f5-f2 gleich sind, während Ld4-f2 und Ld4-f2 unterschiedlich sind (denn die Läufer stammen von e6 bzw. c3). Diese Auffassung ist theoretisch gut vertretbar, erscheint aber hier künstlich und intellektuell. Man bekommt von der Aufgabe wirklich nicht den Eindruck, dass es sich um einen zyklischen Mattwechsel (d.h. Lačný) handelt, sogar mit allen Matts auf demselben Feld. Die Absicht ist mehr als lobenswert, die künstlerische Ausführung reicht nur für ein Lob. - 1.Ld4? (droht 2.Lf2# A) 1.- Td2 a 2.D:d2-f2# B, 1.- T:f4-f5 b 2.L:f5-f2# C, aber 1.- S:f4-f5!; 1.L:d5-d4! (droht 2.Lf2# C) 1.- Td2 a 2.L:d2-f2# A , 1.- T:f4-f5 b 2.D:f5-f2# B, 1.- S:f4-f5 2.D:f5-h6#, 1.- Tf6+ 2.S:f6-f5#.

2. Lob (Abt. A): Nr. 29

Juraj Lörinc

wKg2, wDh4, wTf8, wLf1, wSc2h3, wBb7c4f4h7, sKe4, sTa6, sLg1, sSe7g5, sBc6d7e3g3

#2 (10+9)
take&make

Endlich mal eine Aufgabe ohne reziproke oder zyklische Mattwechsel. Die Lösung zeigt stattdessen Motivwechsel in den Verteidigungen gegen eine Doppeldrohung. Ein Problem in dieser Aufgabe ist, dass nur ein Verteidigungsmotiv mit T&M zu tun hat, die übrigen drei (75%) sind orthodox. Ein guter Effekt ist aber, dass die Verteidigungen durch Linienöffnung nach d6 bzw. c5 gerade durch diese Linienöffnungen neue (T&M-)Matts erlauben. Die Verführung 1.h8D? betrachte ich als außerthematisch, aber als eine gewisse Bereicherung des Inhalts. - 1.h8D? (droht 2.f:g5-f3#, f:g5-h7#, f:g5-e6#, aber nicht 2.f5+? S:h3-f4!) 1.- Sg5~ 2.D:e7-g6#, 1.- Sh7! 2.f5# (aber nicht 2.D:e7-g6+? S:f8-f5!), aber 1.- Se6!!; 1.b8S! (droht 2.S:d7-d6# A, S:c6-c5# B) 1.- d6 (T&M-Schlagentzug gegen A, Deckung gegen B) 2.D:g5-e6#, 1.- Sf7 (Deckung gegen A, weiße Liniensperre gegen B) 2.D:e7-g6#, 1.- e2 (weiße Liniensperre gegen A, Deckung durch schwarze Linienöffnung gegen B) 2.S:g1-c5#, 1.- c5 (Deckung durch schwarze Linienöffnung gegen A, t&m-Schlagentzug gegen B) 2.S:a6-d6#.

3. Lob (Abt. A): Nr. 3

Hubert Gockel

wKa5, wDc4, wLe1, wSe4g2, sKd1, sBe2

#2 (5+2)
take&make

Offensichtlich schematisch, aber eine schwarze AUW in einer Miniatur ist beachtenswert - auch wenn es sich um thematische Duale handelt. Das Prinzip ist einfach: D/T/L/Se1 decken verschiedene Kombinationen von e3/f2; auf ungedeckten Feldern sind normale Matts möglich, auf gedeckten Feldern sind T&M-Matts über e1 möglich. - (1.Se3+? K:e1-h4!, 1.Sf2+? K:e1-d2!), 1.Lb4! e1S 2.Sf2# A / Se3# B, 1.- e1L 2.Se3# B / S:e1-f2# C, 1.- e1D 2.S:e1-f2# C / S:e1-e3# D, 1.- e1T 2.S:e1-e3# D / 2.Sf2# A.

4. Lob (Abt. A): Nr. 11

Hubert Gockel

wKe1, wDb5, wTb6, wLd5h6, wSg2h1, wBc7h2, sKc1, sTa8h3, sLf8, sBa4b7c2c3d6e2g5h4

#2 (9+12)
take&make

Viermal Dombrowskis, wenn Züge auf dasselbe Feld aber mit unterschiedlichen Zwischenstopps gleich sind. Das ist ziemlich schematisch, und der Lh6 ist eine große Schwäche, aber die spezifische Unterverwandlung im Schlüssel ist nett (schade nur, dass 1.c8D? doppelt scheitert). - 1.Sf2? (droht 2.S:h3-d3 A) Tg3! a, 1.Le6? (droht 2.L:h3-e3 B) Tf3! b, 1.Sf4? (droht 2.S:h3-d3 C) Te3! c, 1.Dd7? (droht 2.D:h3-e3 D) Td3! d, (1.c8D? T:c8-a8,c6!) 1.c8L! (droht 2.L:h3-e3#) 1.- Tg3 a 2.S:g3-d3# A, 1.- Tf3 b 2.L:f3-e3# B, 1.- Te3 c 2.S:e3-d3# C, 1.- Td3 d 2.D:d3-e3# D, 1.- T:c8-~ 2.D:a4-a3#.

Abteilung B: Selbstmatt und Hilfsspiel

1. Preis (Abt. B): Nr. 19

Eric Huber

wKh1, wTc1g6, wLa4b4, wBc5d5, sKg3, sTd2, sLg1g4, sSh3, sBg5

h#2 2.1;1.1(7+6)
take&make

Das Spiel nutzt spektakulär fast das ganze Brett. Wer sieht sofort, dass der sK auf c7 und f8 mattgesetzt werden soll? Das ist alles aber nur Nebensache, denn die Lösungen sind völlig analog und völlig spezifisch: Jeder Zug ist ein T&M-Zug. Der Autor spricht von einem Schlagzyklus. Einen echten Zyklus sehe ich nicht, wohl aber mehrere Funktionswechsel: wL/wT (Zilahi), sL/sT, wB/wB - und das reicht! Alles in allem ein Meisterwerk, vielversprechend für die Zukunft der Bedingung. (Eine zusätzliche Feinheit: Statt c:d6-d8S# geht nicht auch c:d6-e6 wegen L:e6-e7!). - I.) 1.L:c5-c6 L:d2-h2+ 2.K:h2-c7 d:c6-a8D#, II.) 1.T:d5-d6 T:g1-f2 2.K:f2-f8 c:d6-d8S#.

2. Preis (Abt. B): Nr. 21

Volker Gülke Andreas Thoma

wKc6, wTc3h6, wLc5, wBh5, sKe6, sTc2, sSf6, sBe3e4e5f2f5h7

h#2 b) weißer Läuferc5 ↔ weißer Bauerh5(5+9)
take&make

Eine subtile Darstellung der AUW. Besonders beeindruckt die spezifische Differenzierung von D/T/L: In a) muss f7 gedeckt werden, das geht aber nicht mit wDe8 oder g8 wegen S:D-g6, also muss ein wLg8 mattsetzen, was bedeutet, dass Bh5 auf g6 eine sD schlagen muss, woraus 1.f1D und nicht 1.f1L? folgt; in b) kann analog keine wDe8 mattsetzen, sondern nur ein wT. Die S-Umwandlung wird T&M-spezifisch genutzt, aber natürlich weniger subtil begründet. - Die Aufgabe stellt eine weitere Frage: Wann ist zusätzliches Material für einen spezifischen Effekt gerechtfertigt? Hier ist der sT nur für den Schlag T:c2-d2/g2 aufgestellt worden; mit wTc2 im Diagramm ist die Aufgabe genauso korrekt (sogar ohne sBe3). Ich glaube nicht, dass dieser spezifische, aber unthematische Schlag zwei Steine wert ist - das hat aber die Einstufung der Aufgabe nicht beeinflusst. - a) 1.f1D T:c2-g2 2.D:g2-g6 h:g6-g8L# (2.- h:g6-g8D+? 3.S:g8-g6), b) 1.f1S T:c2-d2 2.S:d2-d6 c:d6-e8T# (2.- c:d6-e8D+? 3.S:e8-g6).

1. ehr. Erw. (Abt. B): Nr. 30

Paul Răican
Ion Murăraşu (†)

wKc5, wTd1d2, wLb1, wSe1h3, wBb2d3e2f7g7h4, sKh1, sLa1, sBc6c7h2

s#10 (12+5)
take&make

Es gab kein modernes Selbstmatt mit mehreren Themavarianten. Nr. 30 ist der beste "Oneliner". Das Spiel ist mit vielen Feinheiten gespickt (1.g8D? erweist sich erst im letzten Zug als ein Fehler; der sL-Transport c2-e1-f1-g1; 4.f8D?; 8.Td:g1-e3?) und wird durch ein hübsches sBB-Matt gekrönt. - 1.g8T! (1.g8D?) 1.- L:b2-b3 (1.- Lxb2-b4+? 2.K:b4-c3, s#7) 2.Sc2+ L:c2-e1 3.Kc4 c5 4.f8T! c6 5.Tf2 L:f2-f1 6.Lc2 L:h3-g1 7.Kc3 c4 8.Td:g1-d4 c5 9.Te4 c:d3-d4+ 10.Kd3 c4#.

2. ehr. Erw. (Abt. B): Nr. 14

Henryk Grudzinski

wKh2, wDh1, wSf6g1, wBb4c3d3e3f2g3h6, sKh8, sBc6h3

s#9 (11+3)
take&make

Ein systematisches Manöver einfacher Art mündet in dasselbe sBB-Matt, das wir schon aus der ersten e.E. kennen. Das Manöver ist weniger beeindruckend (weil automatischer) als das Manöver in Caillauds s#6 aus Andernach (B im Ausschreibungsartikel in Heft 229), wird aber ein bisschen vertieft durch die Auswahl 1.Df3? 2.Dd1 3.Db3, was daran scheitert, dass der Bc3 nicht rechtzeitig geschlagen wird. - 1.Df3? c5 2.Dd1 c4! 3.f3 c:d3-d4 4.Dd3 d:c3-c4! 5.-9.??, 1.De4! c5 2.Dc4 c:b4-b5 3.Db3 b4 4.f3 b:c3-c4 5.Dc3 c:d3-d4 6.Dd3 d:e3-e4 7.De3 e:f3-f4 8.Df3 f:g3-g4 9.Dh1 (Rückkehr) 9.- g3# (10.K:g3-g2??; 10.K:h3-h2??).

3. ehr. Erw. (Abt. B): Nr. 15

Friedrich Hariuc

wKd1, wLb1, wSf1, wBc3h2, sKe4, sTf3, sLd3g3, sSe2, sBb3c4d5e5f2f4

h#2(5+11)
b) schwarzer Springere2 → d2, 2.1;1.1
take&make

Eine schwer zu beurteilende Aufgabe. Sie hat eine ganze Reihe offensichtlicher Schwächen: ungleiche Lösungsanzahl, kein klares Thema, keine Analogie, mehrere Wiederholungen (L:f1-e3, L:h2-h3, L:d3-b1). Aber trotzdem gibt's hier etwas. In vier Lösungen (aII, aIII, aIV, bI) kommt ein seltsames Phänomen vor: Ein weißer Stein zieht im ersten Zug und kehrt im zweiten Zug zurück - aber auf einem anderen Weg! Dieser Effekt wird durch vier verschiedene weiße Steine vorgeführt (B, K, L, S). Es dürfte sich lohnen, diesen Effekt weiter zu erforschen und zu thematisieren. In Lösung bII kommt ein verwandtes (aber weniger seltsames) Phänomen zweimal vor, und zwar Rückkehr in einem einzigen Zug (was man auch thematisieren könnte). Die bII-Lösung ist sonst fast identisch mit der aIV-Lösung, was wirklich stört. In Lösung aI kommt eine völlig orthodoxe Rückkehr vor (Lb1-a2-b1), und somit könnte man sehr wohl Rückkehr als Thema der Aufgabe bezeichnen - aber eine prägnantere Darstellung wäre wünschenswert. - a) I.) 1.Sg1 La2 2.L:f1-e3 Lb1#, II.) 1.Sd4 c:d4-c2 2.L:f1-e3 c3#, III.) 1.Lc2+ K:e2-c1 2.Kd3 K:c2-d1#, IV.) 1.L:h2-h3 Lc2! 2.L:f1-e3 L:d3-b1#; b) I.) 1.Te3 S:e3-e1 2.Sf3 S:d3-f1#, II.) 1.L:h2-h3 S:d2-f1 2.Lh:f1-e3 L:d3-b1#.

4. ehr. Erw. (Abt. B): Nr. 28

Andreas Thoma

wKh1, wLc1f1, wBd2, sKe8, sTb8

h#3 b) weißer Bauerd2 → f3(4+2)
take&make

Es gab eine ganze Reihe netter Kleinigkeiten in der Abteilung. Dieses Beispiel finde ich besonders ansprechend, mit unterschiedlichen Schnelltransporten des wB und natürlich Mustermatts (wobei Lg6# viel besser ist, obwohl der sT in der Mattstellung nicht mehr mitwirkt). - a) 1.Tb3 Lh3 2.Te3 d:e3-e7 [+sTh8] 3.Th6 L:h6-g6 [+sTh8]#, b) 1.Tb4 Lf4 2.Te4 f:e4-e6 [+sTa8] 3.0-0-0 La6#.

1. Lob (Abt. B): Nr. 16

Eric Huber

wKe2, wDd8, sKe4, sTh8

h=2 2.1;1.1(2+2)
take&make

Drei Aufgaben des Turniers zeigen Echopatts in verschiedenen Ecken mittels T&M-Transport des sK. Die Lösungen hier sehen ziemlich symmetrisch aus, aber eine Feinheit hat mir besonders gefallen: Nach T:d8-d6/d7 sind beide Male Dd4+ und Dd5+ denkbar, mit Patt durch Dg6/f7 bzw. Db6/c7; nur die Felderfarbe für die sT-Widergeburt entscheidet über die Fortsetzung. - I.) 1.T:d8-d6 [+wDd1] Dd4+ 2.K:d4-h8 [+wDd1] D:d6-g6=, II.) 1.T:d8-d7 [+wDd1] Dd5+ 2.K:d5-a8 [+wDd1] D:d7-c7=.

2. Lob (Abt. B): Nr. 26

Andreas Thoma

wKc4, wBe7, sKf4, sBa2e2

h=3 b) e2 → h2(2+3)
take&make

Vergleichbar mit der vorherigen Aufgabe, mit lebendigerem Spiel, ohne Circe, aber auch ohne die genannte Feinheit. - a) 1.e1S e8D 2.Sd3 De5+ 3.K:e5-a1 K:d3-c1=, b) 1.a1L e8D 2.Ld4 De4+ 3.K:e4-h1 K:d4-f2=.

3. Lob (Abt. B): Nr. 17

Eric Huber

wKc4, wTd8, sKe7, sTd3

h=3 0.2;1.1;1.1(2+2)
take&make

Das dritte Ecken-Patt. Hier steht der wT als Schlagobjekt schon bereit, aber die ersten weißen Königszüge sind fein differenziert (wenn auch nicht gerade paradox, wie der Autor meint) und den Zug 2.Td1 finde ich nett (K:d8-a8 geht noch nicht). - I.) 1.- Kc5! 2.K:d8-h8 [+wTa1] Tg1 3.Td6 K:d6-h6=, II.) 1.- Kb5! 2.Td1 Ka6 3.K:d8-a8 [+wTa1] T:d1-b1=.

4. Lob (Abt. B): Nr. 24

Andreas Thoma

wKg6, wBe7, sKh8, sBd6g2

h=3 0.1;1.1;1.1(2+3)
take&make

Noch ein nettes Hilfspatt, wo die verschiedenen Rollen des Bd6 besonders ansprechen. - I.) 1.- e8S 2.g1L S:d6-d5 3.Le3 S:e3-h6=, II.) 1.- Kh6 2.g1D e8D+ 3.Dg8 D:g8-d5=.

5. Lob (Abt. B): Nr. 27

Andreas Thoma

wKb1, wTa4g3, wSc3e3, wBa2b2b7e2g4h3, sKb8, sTa7f1, sLe1, sSf3, sBa5c5c6e6f2f4f6

h#2 4.1;1.1(11+12)
take&make

Das ist großartig gedacht: sAUW und Albino! Die Lösungen sind erfinderisch, besonders die mit D-Umwandlung. Aber der Preis dafür ist so hoch, dass man die Aufgabe kaum ernst nehmen kann. Es wimmelt von Nachtwächtern; Ta4-Tg3-Sc3 stehen nur für je eine Lösung da. Ein Lob für die konstruktive Phantasie scheint angebracht. - I.) 1.f:e3-d1S e4 2.S:c3-d5 e:d5-c7#, II.) 1.f:e3-d1T+ Kc2 2.Td3 e:d3-d8D#, III.) 1.f:e3-d1L e3 2.L:a4-f4 e:f4-c7#, IV.) 1.f:g3-g1D e:f3-h2 2.Dg3 h:g3-c7#.

Die take&make-Bedingung bietet große Möglichkeiten, die in diesem Turnier nur teilweise erprobt wurden. Die Bedingung sollte eine gute Zukunft haben, schätze ich.

Für die sprachliche Überarbeitung danke ich Arnold Beine. [Da gab es kaum etwas zu überarbeiten. Der Dank geht zurück an den Preisrichter für die Erstellung dieses umfangreichen und differenzierten Preisberichts (AB).]

Stockholm, im Januar 2011
Kjell Widlert


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