Sie befinden sich hier

Heft 205, Februar 2004

 


Fritz Hoffmann: Zweizüger-Festparade 2004
Aktuelle Meldungen

Entscheid im Informalturnier 1997,
Abteilung Märchenschach

Entscheid im Informalturnier 2002,
Abteilung Selbstmatt

Gerhard Maleika: Die Ausschaltung eines Verteidigers (II)
Lothar Finzer: Die antithematische Umdeutung
im neudeutschen Schachproblem
Dieter Müller: Aufgabenklau der besonderen Art
Urdrucke
Lösungen aus heft 202, August 2003
Bemerkungen und Berichtigungen
Turnierberichte

333
335

337

342
346

348
349
350
358
370
371



Zweizüger-Festparade 2004
Rückschau auf acht Schwalbe-Jahrzehnte
von Fritz Hoffmann, Weißenfels

Neun Erfolgsstücke aus dem Schwalbe-Kalender von 80 Jahren stellvertretend für vieles anderes zu würdigen, – das will keine Fachdiskussion anregen und das kann keine Nachwertung bedeuten, wie sie etwa Besserwisser anzubieten haben, das soll vielmehr eine schachhistorische Zeitraffer-Laudatio sein: bescheidener Beitrag zur diesjährigen Jubiläumsstimmung im Schwalben-Austausch.
Beginnen wir bei den Good Companions, die just 1924 ihren Abschied aus der Tumierszene verkündeten, so erscheint uns Kenneth Howard wie ein Bote, der den Staffelstab überbracht haben mag. Wir erinnern uns, dass gerade um die Zeit seines Turniersiegs in Deutschland A.C. White zum Ehrenmitglied der Schwalbe-Vereinigung ernannt wurde.
Zoltan Zilahi ist für die 30er Jahre als ein Repräsentant für die ungarische Schachkunst gekürt worden. Die Ungarn waren in dieser Dekade international sehr erfolgreich. Zwei Jahre nach ZZ siegte Ferenc Herpai – überzeugend auch er – bei der Schwalbe. Und zur Münchner Olympiade 1936 gewannen bei den Zweizügern drei Magyaren hinter Mansfield auf den Rängen 2, 4 und 5 die ausgelobten Preisgelder.
Mit 19 Jahren zeigte unser Bremer GM in spe schon gehörig das Niveau, das für 1. Preise gut ist. Eine imposante Laufbahn, heute ein gesichertes Kapitel der Schachgeschichte, hatte angefangen...

Kenneth Howard
Die Schwalbe 1929
1. Preis
Zoltan Zilahi
Die Schwalbe 1934
1. Preis
Hervert Ahues
Die Schwalbe 1941
1. Preis

#2 (5+9)

#2 (12+5)

#2 (10+11)
1.Tb8! 1.Sc3! 1.Sf6! Sb5/Sc6/Se2/Sf3
Die Jahreszahl bei den Orgelpfeifen Von Comins Mansfield lässt darauf schließen, dass der Urheber des Schnittpunkte-Rasters zu seinem Jahrhundert-Jubiläum geehrt werden sollte: Sam Loyd War 99 Jahre zuvor als 16-jähriger erstmals wie ein Orgelbaumeister aufgetreten.
Die Halbbatterie von Hugo Knuppert folgte dem Trend der damaligen Zeit. Angesichts der rasanten Doppelschachdrohungen hat der dänische Meister dabei erstaunlich viel Verführerisches aufs Brett gebracht.
Bei den alternativen Attacken des niederländischen Komponisten begeisterte so manchen Problemkenner die souveräne Handhabung scheinbar einfacher Mittel. Mir kam es bei den Aufgaben von Dr. Cor Goldschmeding immer so vor, als ob der "Trans-Meredih" (bis 16 Steine) in seinem Arrangement ein besonderes Format sei.
Comins Mansfield
Die Schwalbe 1956
1. Preis
Hugo Knuppert
Die Schwalbe 1962
1. Preis
Cor Goldschmeding
Die Schwalbe 1978
1. Preis

#2 (10+11)

#2 (10+9)

#2 (7+9)
1.g4/g3/f4? S:f2/Sc2/e3! 1.f3! 1.Tc6/Tb8/Tf4?, Sf3/Tg4/D:a3! 1.Tc7! 1.De3? Sf6! 1.Df4!

Andrej Lobussow hat einen Elefantentanz um das Thema B inszeniert. Die kompakte Wirkungsmasse mag als Symbol dafür betrachtet werden, wie tritt- und schrittsicher unsere Schachfreunde von der Newa bis zum Amur bei der Schwalbe-Konkurrenz waren.

Der Zyklus aus der Mitte der 90er Jahre präsentiert interessantes Gedankenspiel um Bauernzüge als Paraden, die erfolgreich abwehrend, Mattwechsel bewirkend oder vom Schlüsselzug geblockt ihre Effektivität ändern. Da hatDa hat Dr. Tominic ein technisch schwieriges Vorhaben gemeistert, Liebhaber des Zyklenbaus sind gewiss bereit, das in ihre Sammlung einzufügen.

In dem logischen System von Wieland Bruch spielt der zentrale Springer solch eine Rolle, wie sie schon Old Sam als legitim erklärt hatte. Man schaue dazu im Kapitel über Nachtwächter in seiner Biografie von A.C. White nach! Während Mr. Rice als Preisrichter von einem "Wiesel" schreibt, ist eben dieser Zwischenstein" von FH als "thematischer Nachtwächter" bezeichnet worden. Auch hier ist "Sam Loyd bei uns", wie ich vor fünf Jahren titelte.

Andrej Lobussow
Die Schwalbe 1983
1. Preis
Ivo Tominic
Die Schwalbe 1996
1. Preis
Wieland Bruch
Die Schwalbe 2000
1. Preis

#2 (10+10)

#2 (9+9)

#2 (13+10)
1.Sd~/Se2/Sc6? Le3/De4/D:b6! 1.Sf5! 1.Sb6/Se5/Sb2? e5/b2/b5! 1.Se3! 1.Sb5/Sc4/Sf5? L:d4/Le3/h5!; 1.K:h6!
Unmöglich, das Autoren-Alphabet von Ahues bis Zilahi ganz aufzufüllen, ebenso, alle bei der Schwalbe erfolgreich vertretenen Nationen aufzulisten! Die für diese Parade nicht berücksichtigt wurden, mögen – um Tacitus zu zitieren – durch ihre Abwesenheit glänzen. Immer wieder werden ja doch andere Anlässe kommen, das Schwalbe-Gedächtnis mit der Wiederholung fernerer Tumier-Triumphe aufzufrischen.
 

Entscheid im Informalturnier 1997 der Schwalbe
Abteilung: Märchenschach Preisrichter: Hemmo Axt
(als Auszug im Internet)
Die beiden folgenden Aufgaben rangieren für mich eindeutig an der Spitze. Man kann sie allerdings typbedingt kaum miteinander vergleichen, so habe ich mich zu einer Teilung des 1. Preises entschlossen.

1./2. Preis geteilt: Nr. 9709 von Norbert Geissler, Torsten Linß, Hans Peter Rehm, Ewald Reichel
1.Se1 Lh8 2.Sf3 Ld4 3.Sg5 4.Sh7 5.Sf6! Tg8 6.Sg4! Ta8 7.Sh6! Th8 8.Kg4! 9.Sf5 10.Sg7 11.Se8! Lh8 12.Sg7! Tg8 13.Kh3! Ta8 14.Se8! Ld4 15.Sc7 Th8+ 16.Kg2! Ta8 17.Se8! Lh8 18.Sc7! (18.Sg7?) Tg8+ 19.Kf1! Tg1+ 20.Ke2! Tg8 21.Se6 Tg1 22.Sg5! Ta1 23.Sf3 Th1 24.Se1! Ld4 25.Sc2 Ta1 26.Sa3#.
Da man einen sT nicht zwecks Block nach d3 zwingen kann, muß der wK zwecks Deckung herangeführt werden. Das geschieht mit schönen hintereinander geschalteten Manövern, wobei das alles überhaupt nicht langatmig wirkt wie zuweilen bei diesem Problemtyp. Es bewegen sich nur je zwei weiße und schwarze Steine, wobei (natürlich) der wS nach langem Ausflug wieder zurückkehrt. Diese Aufgabe hat mich schon damals, und auch jetzt wieder begeistert.

1./2. Preis geteilt: Nr. 9558 von Juraj Brabec
Den Inhalt eines Problems detailliert zu beschreiben, ist nach meiner Auffassung nicht Aufgabe eines
Preisberichtes. Hier möchte ich aber doch die Inhaltsstruktur genauer wiedergeben (in dieser Form damals nicht in der Lösungsbesprechung). Denn bei dieser Aufgabe lohnt es sich, neben dem Mattwechselschema:



auch das Paradenwechselschema zu notieren:



Das allein wäre bemerkenswert und eindrucksvoll, aber hinzu kommt das, was es zu einem exzellenten Problem macht: die Struktur des Lösungs- und Variantengefüges erweist sich bei genauem Hinsehen als überaus logisch und harmonisch, unter sehr guter Nutzung von Madrasi; also haben wir nicht nur eine bloße Anhäufung von Matt- und Paradenwechseln. Dem interessierten Leser überlasse ich es, das eingehender zu erforschen. Wenn es gelungen wäre, mit 3 Verführungen und 1 Lösung zu arbeiten – wobei die Verführungen thematisch widerlegt würden –, wäre ich noch glücklicher. Trotz dieses Minimaleinwands ein Meisterwerk.

1./2. Preis ex ae: 9709
N. Geissler, T. Linß
H.P. Rehm & E. Reichel

#26 (2+14)
Doppellängstzügler
1./2. Preis ex ae: 9558
Juraj Brabec

#2 4 Lösungen (15+7)
Madrasi
= Leo = Pao
= Grashüpfer
= Nachtreiter










Entscheid im Informalturnier 2002 der Schwalbe
Abteilung: Selbstmatt Preisrichter: Zivko Janevski, MK-Gevgelija
(als Auszug im Internet)

Im Jahr 2002 wurden 49 Selbstmatt-Originale in der Schwalbe veröffentlicht, 5 s#2, 10 s#3 und 34 mit vier oder mehr Zügen. Die folgenden inkorrekten Probleme konnte ich nicht berücksichtigen: Nr. 11435 und 11614, jeweils wegen Selbst-Vorwegnahme. Das Niveau des Turniers war sehr hoch. Für die verbleibenden Probleme schlage ich die folgende Reihenfolge vor.

1. Preis: Nr. 11679 von Nikolai Tschebanow
Eine gelungene Rekorddarstellung von wD/sT-Opposition mit parallelem Spiel entlang der d- und e
Reihe in hervorragender Konstruktion ohne weiße Bauern. – 1.Sd5? [2.D:d4 nebst 3.Se3+ Le3#] Tf4,T:g4 2.d:d3+ c:d3 3.Se3+ L:e3#, aber 1.– T:d5! – 1.Sc2! [2.D:d4 nebst 3.Se3+ L:e3#] Td8/Td7/Td6/Td5 2.De7/De6/De5/De4 [3.Se3+ L:e3#] d:c2 3.D:d8/D:d7/D:d6/D:d5+ Ld4#, 1.– Tf4,T:g4
2.D:d3+ c:d3 3.Se3+ L:e3#, 1.– Te4 2.D:e4 [3.Se3+ L:e3#] d:c2 3.Dd4+ (aber auch 3.Dd5+) L:d4#.

2. Preis: Nr. 11684v von Marcel Tribowski
Phantastische direkte Kombination mit originellen und komplexen Pendelmanövem der weißen Steine, Funktionswechsel der weißen Türme und konsekutive Verstellungen durch den Sh8. Schönes perikritisches Manöver der wD (De6/Da6/Dc8). – Probe 1.D:g4+? T:g4+ 2.T:g4+ Kf5! - 1.Tgf8! [2.D:g4+] Dg1 2.Tg7 [3.T:g4+] Df1 3.Lg6 Dg1 4.Lh7 Df1 5.Df7 [6.T:g4+] Dg1 6.D:e6 Df1 7.Tgf7 Dg1 8.Tg8 Df1 9.Da6 Dg1 10.Sg6+ Kf5 11.Sf8+ Kf4 12.Dc8 Df1 13.Sd7 Dg1 14.Sc5 Df1 15.Tgf8 Dg1 16.Tg7 Df1 17.Lg6 Dg1 18.Le8 Df1 19.Se6+ Kf5 20.Sg5+ Kf4 21.D:g4+ T.-g4#.



1. Preis: 11679
Nikolai Tschebanow

s#3 (7+11)
2. Preis: 11684v
Marcel Tribowski

s#21 (12+13)

Impressum  Datenschutz
Anschriften: siehe Vorstand
Internetauftritt: Gerd Wilts