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Heft 225, Juni 2007

Kalenderblatt

Erinnert sei zunächst an Frantisek Dedrle (13.10.1878-28.5.1957), der vor einem halben Jahrhundert verstarb. Der tschechische Spezialist für Miniaturen und Studien war auch in beiden Bereichen publizistisch tätig, wovon seine Bücher Böhmische Miniaturen (Berlin/Leipzig 1922) und Studie (Prag 1925) zeugen. Am bekanntesten ist aber sicher sein 1927 in A.C. White's Christmas Series erschienenes Werk Echo geblieben.
Dem Hauptbegründer der böhmischen Schule, Dr. Jan Dobrusky (28.8.1853-31.5.1907) wurde schon in Heft 202 (August 2003) zu seinem 150. Geburtstag eine Kalenderblatt-Notiz gewidmet. Nun ist daran zu erinnern, dass ihn vor 100 Jahren der Tod in Ausübung seines Anwaltsberufs während einer Gerichtsverhandlung ereilte, als er einem langjährigen Herzleiden erlag. Dobrusky hatte sich seit Mitte der 1870er Jahre mit Schachkomposition befasst und wurde bald zu einem der herausragenden Vertreter der böhmischen Schule. Sein hier wiedergegebener Preisträger 1 von 1882 brilliert mit einem Feuerwerk von Modellmatts nach einem Zugzwang-Schlüssel: 1.L:a7 K:d6 2.Sc4+ Kc7 3.Db8+ S:b8 4.Lb6# bzw. 2.- Kd5 3.De4+ S:e4 4.Le6# mit Farbwechsel-Echo; 1.- Sb8 2.Sf7 Sc6 3.Db3+ S:b3 4.e4#; 1.- Se5 2.De4+ S:e4 3.Le6+ K:d6 4.Sb5# und 1.- S:f6 2.Sc4 Sf~ 3.De4+ S:e4 4.Le6#. Eine von Josef Pospisil zusammengestellte komplette Sammlung der etwa 250 Aufgaben Dobruskys mit dem Titel Dr. Jan Dobrusky - Sachove ulohy (1907) erschien bereits kurz nach seinem Tod.

Dr. Marco Ferrari (25.6.1907-14.6.1973) war ein italienischer Problemkomponist, der auf verschiedenen Gebieten kompositorisch tätig war, teils gemeinsam mit seinem Bruder Aristide. Mit seinen Retro-Arbeiten lieferte er bemerkenswerte Beiträge zu Cerianis Untersuchungen zur „Rundlauf-Opposition", wozu mit 2 ein Beispiel gezeigt sei: Um die gleiche Stellung mit S am Zug herbeizuführen, kann W nur mit der Dame zwischen d4 und e5 pendeln, während sich der sK um einen Tempoverlust bemühen muss. Das geht bei weißem Anzug unter Berücksichtigung der zeitweisen D-Kontrolle der Felder d8, c7, b8, e2, h2, g3, h4 nur mittels eines Rundlaufs über (h7)-g8-f7-e8-d8-c7-c8-b8-a7-a6-b5-a4-a3-a2-b1-c1-d1-e2-f1-g1-h1-h2-h3-g3-h4-h5-h6-h7 in dieser Richtung.

1 Jan Dobrusky
Brentano'sChessMonthly1882
1. Preis
2 A.& M. Ferrari
Die Schwalbe - Sonderdruck
1950
3 Bernhard Horwitz
Londoner Problemturnier 1862
Preis Studienabteilung
#4 (12+4) Zugwechsel in
27 Zügen
(10+11) Gewinn (4+3)

Pentti Olavi Sola (28.5.1907-9.4.1940) veröffentlichte etwa 600 Probleme, darunter viele böhmische Dreizüger. Von 1933 bis 1936 leitete er den Problemteil von Suomen Shakki. In der Christmas-Serie erschien 1934 der von ihm zusammengestellte Band Suomi mit einer Auswahl finnischer Probleme. Noch keine 33 Jahre alt, fiel der Pianist Sola in den sowjetisch-finnischen kriegerischen Auseinandersetzungen.
Ladislav Vetesnik (2.6.1857-7.11.1949) war ein böhmischer Problemist, der etwa 400 Aufgaben komponierte, von denen mehr als 50 in Turnieren ausgezeichnet wurden. In einem von M. Soukoup 1944 in Prag herausgegebenen Buch Zen Sedesati Let sind 100 Aufgaben Vetesniks enthalten. Der vor 150 Jahren geborene Autor publizierte auch unter dem Pseudonym Eugenie Cermakova.
Vor 200 Jahren wurde im mecklenburgischen Streilitz Bernhard Horwitz geboren (10.5.1807-29.8.1885). Er kam als Kunststudent nach Berlin, wo er zu der als „Berliner Plejaden" bekannt gewordenen Gruppe von Schach-Theoretikern stieß, zu denen u.a. L. E. Bledow, T. von Heydebrand und der Lasa und P. R. von Bilguer gehörten Die Plejaden trafen sich von 1837-39, ihre Vorarbeit gipfelte schließlich in der Herausgabe des als „Bilguer" berühmt gewordenen Standardwerks Handbuch des Schachspiels (1843) sowie 1846 in der Gründung der Deutschen Schachzeitung. Nach Abschluss seines Studiums ging Horwitz 1845 nach England, wo er seinen Beruf als Miniaturenmaler ausübte und eine bedeutende Rolle im britischen Schachleben einnahm (u. a. - meist verlorene - Wettkämpfe gegen Staunton und andere, Teilnahme am Londoner Turnier 1851). Besonders hervorgetan hat sich Horwitz als Endspielexperte, insbesondere (zusammen mit dem Musiker Josef Kling) als Autor des ersten Studienbuchs Chess Studies; or, Ending of Games (1851), aber auch durch seinen Sieg im ersten Kompositionsturnier für Studien, das 1862 von J. Löwenthal organisiert wurde. Wie damals üblich, wurde die Auszeichnung als Sendungspreis für sechs Studien vergeben, unter denen sich die hier wiedergegebene Miniatur 3 befand: 1.Sd5 Lc7 2.Ld1 Kc8 (1) 3.Lg4+ Kb7 4.Lf5 Ein Wartezug, der den sLc7 auf ein ungünstigeres Feld zwingt. 4.- Lh2 5.Sb6 Lg3 6.S:a8 K:a8 7.Ka6 und Matt in zwei Zügen; (1): 2.- Lg3 3.Sb6 Lf2 4.S:a8 Lg1 5.Lf3 und W gewinnt. (Bernhard Horwitz war der Großvater des im Kalenderblatt in Heft 222 erwähnten Walter Horwitz.)

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