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Heft 217, Februar 2006

Kalenderblatt

A. Robert Gooderson
The Problemist 1974
1. Preis
#2 (12+8)

Kalenderblatt - Der rumänische Komponist Zeno Proca wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden (1906–15.02.1936). Über ihn, der schon mit kaum 30 Jahren verstarb, ist wenig bekannt. Sein Name lebt fort in dem nach ihm benannten Typ des Verteidigungsrückzügers, einer in den zwanziger Jahren von Hoeg und Proca unabhängig voneinander entwickelten Retroidee, die heutzutage meist als Proca-Typ verwendet wird.

Das in etwa 40 Jahren entstandene kompositorische Werk Arthur Robert (Bob) Goodersons (4.1.1906–3.4.1981) ist nicht sehr umfangreich (knapp 200 Aufgaben, überwiegend Zweizüger), aber recht bemerkenswert. Barry Barnes hat vor zehn Jahren eine Broschüre mit einer Auswahl seiner Probleme herausgegeben, daraus zitieren wir hier eines: 1.Sh5? (Zz) S2~ 2.Sg3, 1.– S2:d4!? 2.Se3, 1.– S6~ 2.S:f6, 1.– S6:d4!? 2.Sd6, 1.– b6 2.Dc6, aber 1.S6f4!; 1.Ta4! (Zz) S2~ 2.Sc3, 1.– S2:d4!? 2.Te1, 1.– S6~ 2.Sd6, 1.– S6:d4!? 2.D:e7, 1.– b6 2.Dc6. Der Preisrichter Wiktor Melnitschenko hielt diese Komposition damals für den besten Ideal-Ruchlis, den er je gesehen hatte.

Frank Healey
Westminster Papers 1873
#5 (6+6)

Frank Healey (19.11.1828–17.2.1906): Heute weiß jeder, der auch nur ein wenig vom Problemschach-Fachchinesisch mitbekommen hat, dass Healey den Bristol erfunden hat und die Healey'sche Bahnung auf Kometenspuren führt – halt, nein, das war ein anderer, Halley, noch 200 Jahre älter ... Es gibt nicht viele Aufgaben, die eine derart nachdrückliche Wirkung hatten wie Healey's berühmtes Bahnungsproblem, mit dem er im Bristol-Turnier 1861 den 1. (Sendungs-) Preis errang – so schlecht konstruiert, dass noch lange über die Turnierfähigkeit heiß diskutiert wurde, aber Träger einer so brilliant-prägnanten Idee, dass formal-ästhetische Fragen dagegen zurücktreten mussten. Hier sei ein anderes Stück gezeigt, in dem der hinderliche wSf2 auf elegante Weise durch so weiträumige D-Züge unter Beschäftigungslenkung ausgeschaltet wird, dass man an Kohtz und Kockelkorns berühmte "Schwalbe" von 1911 erinnert wird: 1.Dh6! [2.Df4#] Lf5 2.Sg4+ h:g4 3.Da6 [4.Da1#] Ld7 4.Df1 Lf5 5.Da1#

Am 27.1.1881, also vor 125 Jahren, verstarb der 1798 in Mantua geborene Jean Louis Préti, der 1826 aus politischen Gründen nach Frankreich fliehen musste und seit 1844 in Paris lebte, wo er zahlreiche Publikationen, insbesondere auf dem Endspielsektor, herausbrachte und 1867 mit La Stratégie eine der wohl international bedeutsamsten Schachzeitschriften gründete, die er bis zu seinem Tod leitete und die danach von seinem Sohn Numa Préti fortgeführt wurde.

Henry Turton
Illustrated London News
IX/1856
Emile Pradignat
La Strategie 1894
#3 (+ wBg2) (4+7) s#5 (8+6)

Henry Turton (1832–1881) gehörte zu den frühen Entdeckern modemer Problemmotive, die zwar Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals erschienen, deren Möglichkeiten aber erst ein halbes Jahrhundert später voll erkannt und genutzt wurden. Es gibt in diesem Jahr gleich doppelten Anlass, an Turton zu erinnern: es jährt sich nicht nur sein 125. Todestag, sondern seine immer noch lebendige Idee kann am 6. September ihren 150. Geburtstag feiern. Grund genug, den Ur-Turton hier zu reproduzieren: der wLc3 wird hinter den Schnittpunkt g7 zurückgezogen, um die wD als schwereren Gleichschrittler vor den Läufer zu spannen, um die Wirkungskraft auf der gemeinsamen Angriffslinie zu verdoppeln: 1.Lh8! b4 2.Dg7 nebst 3.D:b2 oder Da7#. (Die NL 1.Lb4 schaltete Palatz durch einen zusätzlichen wBg2 aus.)

Der Franzose Emile Leonard Pradignat (1831–2.1.1912) war ein sehr produktiver und erfolgreicher Komponist der alten Schule – zahlreiche seiner nach heutigem Geschmack meist schwerverdaulichen Kompositionen (meist Drei- und Mehrzüger) gewannen Preise. Sein s# zeigt vermutlich erstmals das Matt durch den en-passant-Schlag: 1.Df3! S~ 2.Tb5+ c:b5 3.Sa4+ b:a4 4.Da3+ T:a3 5.b4+! a:b3 e.p.#


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