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Heft 210, Dezember 2004

Kalenderblatt

Friedrich Fricke zählte sicher nicht zu den besonders bekannten Problernisten, aber er war in den späten 70er und frühen 80er Jahren regelmäßiger Teilnehmer der Andernacher Treffen, wo er als freundlicher und ruhiger älterer Herr uns damals noch jüngeren Besuchern seine kleinen Kompositionen zum Lösen und manchmal auch zum Kochen zeigte. Irgendwann wurde es still um (ein Todesdatum konnte ich nicht ermitteln). Am 22. Dezember wäre er 100 Jahre alt geworden.

Harold Lommer
Journal de Geneve 11.III.1933
1. Preis
Gewinn (8+7)

Harold Lommer wurde am 18. November 1904 in England als Sohn deutscher Eltern geboren; mit 4 Jahren nach Genf gezogen, Rückkehr nach England mit ca. 20 Jahren. 1959 verlegte er seinen Wohnsitz nach Spanien, wo er auch am 17.12.1980 starb. Mit 12 Jahren wurde er durch die Saavedra-Studie vom Schachfieber erfasst; spätere Begegnungen mit Lasker und Cheron prägten seine schachlichen Vorstellungen. 1938 erschien seine Anthologie 1234 Modern End-Game Studies (gemeinsam mit M. A. Sutherland), der 1975 eine weitere Zusammenstellung mit dem Titel 1357 EndGame Studies folgte. Wie die DSZ 1970 berichtet, erwähnte Lommer in einem Brief an Dr. Wotawa seine Befürchtung, dass angesichts der ihm damals bekannten über 25000 Studien mit der baldigen Erschöpfung origineller Studienideen zu rechnen sei – eine Auffassung, die, wie die DSZ lakonisch mitteilt, nicht von allen Experten geteilt wird. Was Henri Rinck für nicht darstgellbar hielt, gelang Lommer als erstem: eine Studie mit weißer AUW (siehe Diagr.; Lösung 1.g:h7+ D:h7 2.e:f8D#, 1.– Kh8 2.e:f8T+! (2.e:f8D+? K:h7 3.g:h5 Te1+ und patt) K:h7 3.g:h5 gew.; 1.– Kg7 2.e:f8L+! K:h7 3.g:h5 gew.; 1.– K:h7 2.e:f8S+! Kg8 3.g:h5 T:h5 4.Kc1 Tb5 5.Sd7 Kf7 6.Ld6 Ke8 (6.– Ke6 7.b7 T:b7 8.Sc5! gew.) 7.Sf6+ 8.Sd5 gewinnt.

Mit John Selman (3.11.1904 – 2.1.1978) kann des 100. Geburtstags eines weiteren Studienspezialisten gedacht werden. Seine Verdienste um die Saavedra-Forschung sind erst kürzlich ausführlich in Harrie Grondijs Buch No Rook Unturned, dessen zweite Auflage übrigens erschienen ist, ausführlich gewürdigt worden.

Wolfgang Hundsdorfer
Tidskrift 1908
#2 (11+14)

Mit Wolfgang A. E. Hundsdorfer (27.11.1879 – 16.01.1951) erinnern wir an den 125.Geburtstag eines frühen Retrospezialisten, der sich insbesondere mit ep-passant-Schlüsselzügen befasst hat. In dem von ihm gemeinsam mit T. R. Dawson 1915 inA. C. White's Christinas-Serie herausgegebenen Buch Retrograde Analysis ist er mit 28 Aufgaben zu diesem Thema vertreten, darunter auch der hier wiedergegebenen: Der Schlüssel ist 1.c:d6 e. p.+ und nicht 1.c:b6 e. p.+? da nach den Rücknahmen 1.b7-b5 Ka4-a5 2.d7-d5 dem sLe8 der Rückweg nach c8 verbaut, die Stellung also illegal ist. Nach dem Schlüssel löst sich nach den Rückzügen 1.d7-d5 Ka4-a5 2.b6-b5+ Ka3-a4 3.b5-b4+ die Stellung einfach auf.

Friedrich Köhnlein
Münchner Neueste Nachrichten 1913
#4 (5+8)

Der Nürnberger Friedrich Köhnlein (12.12.1879 – 5.7.1916) war nach einem Studium der Mathematik und Physik in München als Lehrer zunächst in Pirmasens, dann in seiner Heimatstadt tätig. Nachdem 1898 sein erstes Problem erschien, wurde er in den folgenden Jahren zu einem der bekanntesten Problemisten seiner Zeit und gehörte zum Kreis der sich im Akademischen Schachklub München um Kohtz und Kockelkorn scharenden Komponisten. In seinem 4-Züger, der übrigens Kockelkom gewidmet war, scheitert 1.Da5? [2.D:c3#] an den Deckungszügen Ld2 oder Le5, daher wird der sL mit 1.e3! [2.Db5#] L:e3 2.Dc7+ Lc5 zunächst römisch gelenkt, bevor 3.Da5 Lb4/Ld4 4.D:d5/Db5# zum Erfolg führt. Daneben war Köhnlein auch als Partiespieler erfolgreich, spielte im Hauptturnier des deutschen Schachbunds und wurde in Düsseldorf 1908 erster Preisträger. Walter Fenze hat ihm mit dem 1984 erschienenen Buch Friedrich Köhnlein – Schachmeister und Problemkomponist fast 70 Jahre nach seinem Tod ein literarisches Denkmal gesetzt.

Johannes Seeberger
III. Familien-Journal 1860
#4 (8+6)

Der "Seeberger" ist die kritisch erzwungene endgültige Einsperrung eines Langschrittlers mit dem Sinn, ihn unbeweglich zu machen und hat in dem vor 125 Jahren verstorbenen Grazer Johannes Seeberger (17.9.1843 – 11.11.1879) seinen Namenspatron. Hier das Stammproblem: 1.Ta8 L:a8 2.La3 Sb7! 3.Le7 ergibt Zugzwang, weil der La8 bewegungsunfähig geworden ist.

Frank Martindale
Chess Problems 1872
#3 (6+1)

Vor 150 Jahren wurde der Amerikaner Frank W. Martindale geboren (27.12.1854 – 27.10.1909), der mit 17 Jahren das Schachspiel erlernte und schon im folgenden Jahr eine Sammlung mit 100 eigenen Problemen vorlegte, die von O. A. Brownson, dem Herausgeber des Dubuque Chess Journal, herausgegeben wurde. Daraus stammt auch die hier reproduzierte Aufgabe, die weiträumige D-Züge mit Hinterstellungen zeigt: 1.Da7! Kg5, h5 2.Dg7 Kg4 3.S6f4# und symmetrisch dazu 1.– Kg3, h3 2.Dg1 Kg4 3.S2f4#.




Todesfälle

Aus Finnland erhielten wir die Nachricht, dass Eero Bonsdorf am 3. September im Alter von 82 Jahren (*18.10.1921) verstorben ist. Während seiner langen Schwalbe-Mitliedschaft, die bereits vor einiger Zeit aus Gesundheitsgründen beendet werden musste, trat er auch als Förderer und Preisstifter für Kompositionsturniere in Erscheinung. Am bekanntesten ist er vermutlich durch seine Ko-Autorschaft (zusammen mit Fabel und Riihimaa) an dem Buch Schach und Zahl geworden, das zuerst 1966 erschien und – ungewöhnlich genug für ein schachmathematisches Buch – es auf insgesamt drei Auflagen brachte.

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