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Heft 206, April 2004

Todesfälle

Die schweizerischen Problemisten haben zu Beginn dieses Jahres zwei schmerzliche Verluste erlitten: Am 2. Februar 2004 starb mit Dr. Hans-Jakob Schudel (*28.8.1915) eine der herausragenden Persönlichkeiten der schweizerischen Schachszene. In den 50er Jahren leitete er den schweizerischen Schachverband und war auch in der FIDE aktiv, die ihn 1960 zu einem ihrer Vizepräsidenten wählte. Selbst ein starker Spieler, war er auch besonders dem Problemschach zugetan, war hier auch mehrfach als Preisrichter in internationalen Wettbewerben tätig. Er war nicht nur seit vielen Jahren Schwalbe-Mitglied, sondern kam in früheren Jahren auch mehrfach zu den Schwalbe-Treffen. In den 80er Jahren machte er den letztendlich nicht verwirklichten Vorschlag, das Schwalbe-Treffen auch einmal in der Schweiz durchzuführen. Philipp Mottet war seit fast 50 Jahren Mitglied unserer Vereinigung, und er kam gerne zu unseren Treffen, wenn sie im süddeutschen Raum stattfanden; zuletzt war er 2000 in Heidelberg dabei. Wie wir erfuhren, starb Mottet am 25. Februar im Alter von 69 Jahren.

Kalenderblatt

Vor 100 Jahren wurde der Erfurter Dachdeckermeister Josef Fischl geboren, der be einem Berufsunfall ums Leben kam (24.4.1904 – 24.8.1955). Er war in der Arbeiter-Schachbewegung aktiv und wurde 1930 Leiter der Schachspalte in der Tribüne Erfurt, weshalb er sich "zwangsläufig mit Problemen befassen musste", wie er selbst einmal schrieb. Während der Kriegsjahre trat er besondes durch eine Broschüre über die weißen Linienkombinationen im Zweizüger hervor. Zur ausgewählten Aufgabe schrieb seinerzeit Preisrichter Hermann Albrecht: Die recht schwierige Verbindung von Thema E und Kreuzschach mit den Besonderheiten, dass die Themalinien direkte Batterielinien sind und die zusätzliche Linienöffnung jeweils durch Bahnung erfolgt.
Vor 125 Jahren verstarb mit Adolf Anderssen (6.7.1818 – 13.3.1879) der herausragende deutsche Schachspieler des 19. Jahrhunderts. Er gehört zu den Wegbereitem des modemen Schachproblems; seine Aufgaben für Schachspieler erschienen 1842, also bevor er als Partiespieler für Furore sorgte. Darin enthalten ist auch das hier nachgedruckte Problem, das berühmte Anderssen-Matt, dem zum drei Jahre später von Loveday entdeckten Inder "nur" der kritische Einleitungszug fehlt (1.Lh5 K:h5 2.Kg7 h6 3.Kf6 Kh4 4.Kg6#). Diesesmal gelingt uns ein besonders weiter Blick zurück in die Schachgeschichte: Vor 425 Jahren wurde August der Jüngere, Herzog von Braunschweig und Lüneburg geboren (10.4.1579-17.9.1666), der unter dem Pseudonym Gustavus Selenus 1616, also noch kurz vor Ausbruch des 30-jährigen Kriegs, in kleiner Auflage das erste deutsche Schachbuch herausgab: Sein Das Schach- oder König-Spiel besteht etwa zur Hälfte aus einer Übersetzung des ein halbes Jahrhundert zuvor erschienenen Buches von Ruy Lopez (des "Vaters der Schachtheorie"), das der Herzog bei seinen Studienreisen in einer italienischen Übersetzung von 1584 kennenlernte, und dem er eine Art Philosophie des Schachs und allgemeine strategische Überlegungen voranstellt. Von Selenus' erfolgreichem Werk erschien im darauffolgenden Jahr 1617 noch eine zweite, unveränderte Auflage, später wurden noch Auszüge nachgedruckt, so etwa in J.F.W. Kochs Schachspielkunst (1801) und Der Schachkodex (1803).
Als sich im November 2003 Schachbuchsammler aus aller Welt in Braunschweig zur Gründung der Ken Whyld Association for the Bibliography of Chess (KWABC; Website unter www.kwabc.com) einfanden, hatten die Teilnehmer im Rahmenprogramm Gelegenheit, durch die berühmte, von Herzog August gegründete und nach ihm benannte Wolfenbüttler Bibliothek geführt zu werden und dort auch in einer eigens aufgestellten Vitrine u.a. das herzogliche Manuskript zu seinem Schachbuch zu bewundern.
Josef Fischl
Die Schwalbe 1941
3. Preis

#2 1.Ke8! (10+7)
Adolf Anderssen
Aufgaben für Schachspieler
1842

#4 (5+3)








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