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Heft 287, Oktober 2017

 


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Turnierberichte 299

 

Dies# fiel mir auf (13)
von Hartmut Laue (Kronshagen)

Nicht nur zum Lačný-Thema, sondern auch zu dem sog. Droh-Lačný (auch "Dombro-Lačný" oder, an den Autor der (Zweizüger-)Erstdarstellung aus dem Jahr 1964 erinnernd, "Schedej-Zyklus" genannt) gibt es seit wenigen Jahren einige beachtenswerte Selbstmatt-Bearbeitungen. Hier findet zwischen Verführung und Lösung eine Verschiebung von weißem Drohzug und den Antwortzügen auf zwei schwarze Paraden statt:

Verführungsphase: 1.? [2.A] x/y &2.B/C,
Lösungsphase: 1.! [2.B] x/y &2.C/A.

(A) Alexandr Kusowkow

FRuST=100-
Jubiläumsturnier
(harmonie-aktiv 2016)

3. Preis

wKb1, wDb5, wTa6h6, wLe6, wSe7e8, wBa2c2c3d7f3g3g4h5,
sKe5, sTg1, sLc5f1, sSe4, sBa3b2b4g2

(15+9)

In (A) 1 hat Weiß das Interesse, Schwarz das Fluchtfeld e6 einzuräumen, aber auch zugleich den wBd7 zu decken, damit eines der Springerschachs auf c6 oder g6 den Zug 2.- K:e6 mit der Folge 3.Dc4+ L:c4# erzwingt. Beide Züge der weißen Türme auf die 7. Reihe kommen dazu in Frage. Die Verführung 1.Th7? [2.Sc6+] Sd6/Sf6 2.Sg6+/f4+ K:e6/Ke4 3.Dc4+/Dd3+ L:D# scheitert an 1.- S:g3! Daher 1.Ta7! [2.Sg6+] Sd6/Sf6 2.f4+/Sc6+ Ke4/K:e6 3.Dd3+/Dc4+ L:D# - und das schwierige Thema scheint sich wie von selbst ergeben zu haben.

Die Springerparaden haben beide als Ziel, auf der kurzen Diagonalen c4-e6 im 3. Zug der Drohung störend einzugreifen. Sie entblocken das Feld e4, was von Weiß grundsätzlich mit 2.f4+ Ke4 3.Dd3+ L:D# genutzt werden kann, und in der Lösung passiert dies nach 1.- Sd6 tatsächlich. Demgegenüber ist 1.- Sf6(!) eine fortgesetzte Verteidigung, weil damit nicht nur die Drohung (an der Einwirkung auf die Diagonale c4-e6) scheitert, sondern zugleich auch das Schach des f-Bauern, da außer 2.- Ke4? danach auch 2.- K:e6! möglich geworden ist. Gerade dieses Sekundärmotiv der Fluchtfeldbeschaffung auf e6 ist es aber, das Weiß von der Notwendigkeit entbindet, sein Springerschach nun (wie in der Drohung obligatorisch) auf g6 zu geben. Es ist jetzt umgekehrt sogar notwendig, mittels 2.Sc6+ die Verstellung des wTh6 zu vermeiden, damit nach 2.- K:e6 3.Dc4+ der sS gefesselt ist. Darin liegt nicht nur eine Inversion des Sekundärmotivs von 1.- Sf6, sondern auch Dualvermeidungscharakter, weil von den beiden Möglichkeiten, den sK durch Springerschach nach e6 zu zwingen, diejenige mit finaler Springerfesselung zu wählen ist. Das selbstma"ttypische Doppelgesicht von Deckung und Deckungsverlust des Feldes e6 als Vorteil wie auch als Nachteil kommt in dieser Matrix schön zum Tragen. Eigenständiges Interesse bekommt eine "Übertragung" eines Direktmatt-Themas ins Selbstmatt ganz besonders durch solche wertvollen Elemente.

In der Verführung liegen die eben beschriebenen Verhältnisse genau umgekehrt: 1.- Sd6(!) ist hier fortgesetzte Verteidigung gegenüber 1.- Sf6, und was sich eben in der Lösung auf die Turmlinie h6-e6 bezog, bezieht sich in der Verführung auf die Turmlinie a6-e6. Das reine Löseerlebnis ist dadurch weit weniger imposant als es die in der Analyse erkennbare inhaltliche Komplexität denken lassen würde. Wie in den ersten beiden Beispielen in Folge (12) im Augustheft d. J. haben wir auch hier eine Symmetrie-Achse. Alle Effekte wiederholen sich durch Spiegelung an der e-Linie - aber dennoch kommt es zu der unsymmetrisch wirkenden 3-gliedrigen (Droh-)Lačný-Verschiebung. In fast allen Lačný-Beispielen im Selbstmatt zeigt sich eine mit genügend Tiefgang erfundene symmetrische Anlage als Schlüssel der Konstruktion. Als weiteres Exempel dazu sei (B) erwähnt: 2

(B) Alexandr Kusowkow

Pobeda-70-Jubiläums-
turnier
(Schachmatnaja
Komposizija 2015)

4. Preis

wKc1, wTc4f1, wLe2e5, wSe7g4, wBb2b4d7h2h4,
sKe4, sTa1a8, sLb1, sSe8, sBa2b3d4e3

(12+9)

Wieder löst ein schwarzer Springer die Themavarianten aus, wieder fungiert die e-Linie als Symmetrie-Achse: 1.Lg7? [2.Tf4+ K:f4 3.T:d4+ Le4#] Sd6/Sf6 2.Se5/T:d4+ ~/K:d4 3.Ld3+/Tf4+ L:d3/Le4# scheitert an 1.- Tc8! Lösung: 1.Lc7! [2.T:d4+ K:d4 3.Tf4+ Le4#] Sd6/Sf6 2.Tf4+/Se5 K:f4/~ 3.T:d4+/Ld3+ Le4/L:d3#. Zu den bemerkenswerten Details der Aufgabe gehören der stille weiße Zug 2.Se5 innerhalb der Themaspiele sowie die Begründung für den Schlüssel, nämlich durch Vorausverstellung der c-Linie die in der Verführung zu Tage getretene Fesselungsparade auszuschalten. Beides sind jedoch reine Direktmatt-Elemente. Allein die Nutzung der Läuferverstellung (1.Lc7 Sd6) durch 2.Tf4+ ist selbstma"ttypisch, da aus der Aufhebung einer weißen Deckung durch Schwarz von Weiß Nutzen gezogen wird. Eine Motivinversion (wie in (A) bei 1.Ta7 Sf6 2.Sc6+) liegt hier jedoch nicht vor: Das schlichte (direktma"ttypische) Motiv des Zuges 1.- Sd6 ist es, die Drohabsicht am Ende mit 3.- Se4! zu vereiteln, und dies ist etwas völlig anderes als der von Weiß ausgenutzte (Begleit-)Effekt des Zuges, daß der wL die Kontrolle über f4 verliert.

 


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