Heft 267, Juni 2014

Kalenderblatt

In Heft 257 (Oktober 2012) wurde im Kalenderblatt des 125. Geburtstags Eduard Birgfelds (12.9.1887-7.5.1939) gedacht, jetzt ist an seinen 75. Todestag zu erinnern. Birgfeld gelang es mit großem Einsatz und organisatorischem Geschick, der damals noch jungen Schwalbe den Schwung zu geben, der es ihr gestattete, die auf seinen Tod folgenden schweren Jahre zu überstehen. Nicht erwähnt wurde vor zwei Jahren, dass Birgfeld auch der Organisator des ersten internationalen Problemistentreffens war: Als Präsident des International Problem Board organisierte er es am Rande der Schacholympiade 1936 in München, wo am 26. August 1936 etwa 40 Problemisten aus mindestens sechs Ländern zusammenkamen. Ein ausführlicher Bericht darüber wurde im Oktoberheft 1936 der Schwalbe veröffentlicht. Es sollte das einzige vom IPB organisierte Treffen bleiben. (Hierzu sei auch auf das aktuelle (April-) Heft der Vierteljahres-Zeitschrift KARL hingewiesen, das sich dem Schwerpunktthema "Problemschach" widmet.)

Hans Fahrni (1.10.1874-28.5.1939) war der erste schweizerische Schachprofi und befasste sich mit fast allen Sparten des Spiels - vom seriösen Partiespieler übers Fernschach bis zum "Weltrekordler", der er 1911 dadurch wurde, dass er (in München) der erste war, der eine Simultanveranstaltung an mehr als 100 Brettern gab. Auch als Studien- und Problemkomponist trat er hervor, schrieb für Schachspalten und veröffentlichte zwei Schachbücher, eins davon über Endspiele. 1917 erkrankte er und musste den Rest seines Lebens in einer psychiatrischen Heilanstalt verbringen.

Henry Forsberg

Revista Romana de Šah
1935

1. Preis Pauly-MT

wKg4, wTb4, wSd3, sKa3, sDa6

h#2(3+2)
b-e) sDa6 wird T/L/S/B

Selten wurde ein Problemist so sehr mit einem einzigen Werk identifiziert wie der schwedische Komponist Henry Forsberg (15.6.1914-17.12.1981), dessen 1934 komponierter genialer Hilfsmatt-Fünfsteiner aus dem Pauly-Gedächtnisturnier immer wieder zitiert wird und natürlich auch hier nicht fehlen darf: a) 1.Df6 Sc5 2.Db2 Ta4#; b) 1.Tb6 Tb1 2.Tb3 Ta1#; c) 1.Lc4 Se1 2.La2 Sc2#; d) 1.Sc5 Sc1 2.Sa4 Tb3#; e) 1.a5 Tb3+ 2.Ka4 Sc5#. Forsberg-Zwillinge, mittlerweile 80 Jahre alt - dass der vor 100 Jahren geborene Autor noch etwa 150 weitere Aufgaben komponierte, ist heute weitgehend vergessen.

Leo Valve

Suomen Tehtäväniekat
1944

wKh4, wDe8, wTe6f1, wLa2h6, wSc4f6, wBd6e2g3, sKf5, sTa4, sLd1e1, sSd3f2, sBc5e5f4h7

#3 (11+10)

Der finnische Problemist Leo Valve (4.5.1914-11.12.1952) war in seinem nur 38 Jahre währenden Leben vielfältig aktiv. Er komponierte etwa 400 Probleme, überwiegend Zwei- und Dreizüger, von denen Matty Myllyniemi 1973 in einer kleinen Schrift eine Auswahl publizierte, der auch der hier gezeigte Dreizüger entnommen ist. Er zeigt eines der von Valve häufiger bearbeiteten Themen, nämlich zyklische Zügevertauschung: 1.Lb1 [2.T:e5] 1.- e4 2.Se3+ a f:e3 3.g4 b#, 1.- Lc3 2.g4+ b S:g4 3.e4 c# und 1.- Lc2 2.e4+ c S:e4 Se3 a#. Valve gehörte zu den Gründern des finnischen Problemistenverbands Suomen Tehtäväniekat und war zuletzt dessen Vorsitzender. Außerdem leitete er mehrere Jahre den Problemteil von Suomen Shakki und führte daneben noch die Problemspalte in einer helsinkischen Zeitung.

Richard Reti

Mandler: Richard Reti
Sämtliche Studien 1931

wKh5, wBc6, sKa6, sBf6g7h6

Remis (2+4)

Richard Reti (28.5.1889-6.6.1929) gilt als einer der Hauptvertreter der "Hypermodernen Schule" und trat in erster Linie als einer der stilprägenden Partiespieler seiner Zeit hervor, hat sich aber auch immer der Schachkomposition gewidmet. Neben einer Handvoll Probleme hat er auf dem Studiengebiet nicht nur ein umfangreiches Werk hinterlassen, sondern auch ein sehr eindrucksvolles. Der Hinweis auf "die Reti-Studie" ist für Problemisten ebenso eindeutig wie ein Hinweis auf den Loveday'schen Inder oder Healeys Bristol, hat gegenüber diesen als Viersteiner aber noch den Vorteil, besonders einprägsam zu sein (wKh8, Bc6 - sKa6 Bh5; Weiß hält remis). Die Idee wurde vielfach aufgegriffen und weiterverarbeitet, auch von Reti selbst - hier sei eine derartige Studie gezeigt, bei der der Remisausgang auf den ersten Blick als völlig unmöglich erscheint. Aber: 1.Kg6 Kb6 2.K:g7 h5 (2.- f5 3.Kf6 f4 4.Ke5 f3 5-Kd6 remis) 3.K:f6 h4 4.Ke5 h3 5.Kd6 remis, oder 1.- f5/h5 2.K:g7 f4/h4 3.K(:)f6 f3/h3 4.Ke6 (7) mit Remisausgang.

Karl Alfred Stål

British Chess Mag. 1891

3. Preis

wKb5, wDh8, wLh7, wSb2c4, wBa4c6d6e3e5f2, sKd5, sLd8, sSh4, sBa5b4e6g4

#3 (11+7)

Als der vor 150 Jahren geborene schwedische Komponist Karl Alfred Stål (4.6.1864-9.9.1892) im Alter von nur 28 Jahren verstarb, erschien in der DSZ ein Nachruf, der (vermutlich) vom damaligen Problemredakteur und Hüter seiner "Kunstgesetze", Johann Berger, stammte und in dem es hieß, dass St{\aa}l ein sehr talentvoller Problemkomponist war, "der allerdings die modernen Kunstgesetze, wie sie in Deutschland im Problemgebiete herrschend geworden sind, bei seinem Schaffen sich nicht hinreichend als Richtschnur dienen ließ. Seine vielfachen Erfolge hat K. St{\aa}l deshalb vor allem in ausländischen Turnieren erzielt, in welchen bei der Kritik von Aufgaben ein anderer Maßstab zu Grunde gelegt wird." Der Dogmatiker Berger hält ihm noch zugute, dass er in der Lage gewesen wäre, "die Ecken und Kanten, welche seine Aufgaben jetzt für den deutschen Geschmack weniger genießbar machen, abzuschleifen." Nach der Abkehr von Bergers Kunstgesetzen darf man diese Kritik heute wohl als indirektes Lob des Komponisten lesen.
1.Df6! Zugzwang 1.- Sf5 2.D:e6+ K:e6 3.Lg8# (2.- Ke4 3.Sd2#); 1.?:f6 2.Sb6+ K:e5 3.S2c4#, daneben 1.- Lc7 2.D:h4, 1.- b3 2.Sd1, 1.- g3/Sf3 2.Df4, 1.- Sg2,g6 2.D(:)g6.

Hans Seyboth (27.6.1864-20.11.1938) war vor 1914 Oberlehrer der Mathematik an einer St. Petersburger Schule und leitete lange Jahre die Schachspalte der St. Petersburger Zeitung. Während des 1. Weltkriegs scheint er seine Position verloren zu haben, denn die DSZ schreibt im Januar 1939 im Nachruf, dass der Weltkrieg auch dieses Leben zerstörte.

H. F. L. Meyer

Westdeutscher Schachbund
1863

1. ehr. Erwähnung

wKb4, wDd1, wTe8, wLb2, wBd5, sKb7, sLa6, sBb5b6

#3 (5+4)

Vor gut einem Jahrhundert, im August 1913, brachte die DSZ eine Aufstellung der ältesten damals lebenden Problemisten. Sie macht anschaulich, wie sich die Lebenserwartung seither verändert hat: Angeführt wurde die Liste vom damals 83-jährigen, nicht mehr aktiven Dänen Wilhelm Nielsen. Schon die Nummer drei war unter 80 Jahre alt und der vor 175 Jahren geborene Heinrich F. L. Meyer (6.6.1839-15.1.1928) lag - 15 Jahre vor seinem Tod - auf Platz fünf. HFLM, so das gängige Kürzel seines Namens, erlernte das Schachspiel im Alter von 23 Jahren, schon im darauffolgenden Jahr leitete er die Schachspalte des Hannoverschen Anzeigers (von 1863 bis 1866). 1864 traf er sich bei einem Kurzaufenthalt in Köln für eine Stunde mit Kohtz, der ihm eine nach Auffassung der Autoren schwierige K&K-Gemeinschaftsproduktion vorlegte und sich wunderte, dass HFLM sie im Handumdrehen löste. Schon bald nach seiner Übersiedlung nach England (1866) war HFLM wieder publizistisch tätig, von 1870-72 als Redakteur der Schachspalte im Gentleman's Journal und daneben im Echo Americano, einer in Rio de Janeiro erscheinenden Zeitung. Ab 1879 redigierte er die Schachecke in Boy's Own Paper, die er bis 1925 leitete und zu einer berühmten Spalte machte. 1875 versuchte er, eine internationale algebraische Notation in England einzuführen, die er auch in seinem 1882 erschienenen Buch A Complete Guide to the Game of Chess verwendete, mit der er sich aber nicht durchsetzen konnte - vielleicht wegen der darin zusätzlich verwendeten neuen Figurenbezeichnung, die er auch international einheitlich verwendet sehen wollte und in der der König mit K notiert und D/T/L/S/B dann, alphabetisch fortlaufend, mit L/M/N/O/P angegeben wurden? Die Publikation einer von ihm vorbereiteten Auswahl mit 186 seiner Probleme war vorgesehen, ist aber wohl niemals erschienen. Auch als Komponist war HFLM erfolgreich. Sein Schaffen umfasst mehr als 1000 Probleme, hauptsächlich Mehrzüger. Aus seiner ganz frühen Phase sei hier eine hochelegante Darstellung eines LD-Bristols gezeigt, dem sich noch eine hübsche Nebenvariante mit paralleler D-Bewegung anschließt: 1.Lh8! Ka7 2.Da1 Kb7 3.Dg7# oder 1.- Kc7 2.Dc2+ Kb7 3.Dh7#. [GüBü]

 


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